dsc7312„Vater vergib!“ Diese Worte ließ der Domprobst Richard Howard nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (England) am 14./15.November 1940 durch deutsche Bombenangriffe auf die Ruinen der Chorwand meißeln.
Aus den Zimmermansnägeln wurde ein Kreuz geformt, das heute auf dem Altar in Coventry steht. Es ist ein Zeichen der Versöhnung und Vergebung und weist dadurch einen Weg in die Zukunft. Später wurden Nagelkreuze in von Bomben zerstörte deutsche Städte gebracht, um so an die Versöhnung durch Christus zu erinnern und Wege für einen Neuanfang aufzuzeigen.
Inzwischen sind viele Gemeinden, die sich in besonderer Weise für die Versöhnung einsetzen, zu Nagelkreuzzentren geworden.


Seit dem 3. Advent 2006 ist die auch Altstadtgemeinde Nagelkreuzzentrum. Unter der Nordempore hat das Nagelkreuz seinen künstlerisch gestalteten Ort gefunden. Der Bad Oeynhausener Gestalter Dirk Schormann hat eine Installation geschaffen, die das Nagelkreuz in besonderer Weise zu Geltung bringt und auch in Fachkreisen als besonders gelungen bewertet wird. Eingelassen in einen Sandsteinblock ist das Nagelkreuz von Glaswänden gerahmt, auf denen neben Bibeltexten auch die Versöhnungslitanei aus Coventry zu lesen ist.

Der Gedanke der Versöhnung hat seinen festen Ort im Leben der Gemeinde und ist auch Bestandteil des Gemeindeleitbildes „Wir leben mittendrin – Gemeinschaft Kultur Versöhnung“. Jeden Freitag wird diese Litanei im Friedensgebet in der Auferstehungskirche um 18 Uhr gebetet. Das Friedensgebet setzt sich zudem in besonderer Weise für Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund ein und arbeitet eng mit der Dekade zu Überwindung von Gewalt zusammen.

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Der Gedanke der Versöhnung spielt aber auch in der Begegnung der Generationen eine besondere Rolle. Das Evangelische Familienzentrum Bad Oeynhausen-Altstadt fördert durch vielfältige Angebote gemeinsame Angebote für Jung und Alt.

Das Presbyterium hat in seiner Sitzung vom Januar 2007 beschlossen, den 1. Sonntag nach Trinitatis als Gedenktag für das Nagelkreuz und die Nagelkreuzgemeinschaft festzulegen. Damit soll das Nagelkreuz auch im Kirchenjahr verankert und gewürdigt werden.

Zugleich wurde angeregt, am „Israelsonntag" den Gedenkbrunnen auf dem Kirchvorplatz fest mit einzubeziehen. Der Brunnen dient der Erinnerung an die jüdischen Mitbürger, die von 1933 bis 1945 verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Im Davidsstern findet sich die Inschrift: „Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach." (Amos 5,24). Außerdem findet sich dort das hebräische Wort für Gerechtigkeit. Zuletzt rückte der Brunnen in der Diskussion um die Gestaltung des Volkstrauertages in den Mittelpunkt des Interesses. In den vergangenen zwei Jahren war im Ablauf der Gedenkveranstaltung der Brunnen integriert.

Grita und Peter Michael Voß