Seit 30 Jahren toben, spielen und lernen Kinder aus Bad Oeynhausen im Evangelischen Kindergarten „Altstadtspatzen“. Der Kindergarten der Altstadtgemeinde an der Herforder Straße hat das Jubiläum gefeiert und gleichzeitig die sogenannten Buntstiftspatzen in die Grundschule verabschiedet. Unter dem Motto „Fritz der Spatz“ feierten die Kinder mit den Erzieherinnen. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation konnte die Feier nur in kleiner Variante, dafür aber mit einem kleinen Gottesdienst abgeschlossen werden.
Der bunte, spannende und warme Tag zur Jubiläumsfeier startete für Kinder und Erzieherinnen mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend wurden Bänke mit Handabdrücken der Kinder versehen. „Einzelne Plakate und Werke der Kinder zum Thema Fritz der Spatz haben wir in die Fenster des Kindergartens gehängt. Die Kinder waren wegen der Feier sehr aufgeregt“, sagte Kindergartenleiterin Nadine Hansing. Die drei Gruppen des Kindergartens genossen mittags ein Pizzaessen und warteten auf den Beginn des Gottesdienstes. Lockerungen im Land Nordrhein-Westfalen und im Kreis Minden-Lübbecke machten es möglich, dass die Eltern der Kinder, die den Kindergarten in Richtung Grundschule verlassen, an dem Gottesdienst teilnehmen konnten. Verteilt auf viele einzelne Decken setzten sich Kinder und Eltern in den Garten, um gemeinsam den Gottesdienst mit Pfarrer Rainer Labie zu feiern. „Fritz der Spatz kommt in die Flugschule und ist deswegen sehr aufgeregt. Er möchte seine Freunde besuchen und groß werden. Ähnlich wie Ihr“, so der Pfarrer im Gottesdienst. Dabei durften einzelne „Buntstiftspatzen“ die Bilder der Geschichte an einen Aufsteller hängen.
„Es ist ein Fest, gemeinsam glauben zu dürfen und Gottesdienst feiern zu dürfen. So habe ich die Gemeindearbeit hier vor 18 Jahren kennengelernt und so durfte ich es fortsetzen.“ Mit diesen Worten hat sich Pfarrer Lars Kunkel von Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt verabschiedet. Nach 18 Jahren in Bad Oeynhausen zieht es den Pfarrer zur Bundespolizei nach Koblenz. Dort wird er als Seelsorger und Lehrender tätig sein. Bei der Bundespolizei hoffe er nun neben den neuen Herausforderungen auch auf die Erfüllung eines Traumes: Einmal im Polizeiauto mitfahren. Man habe ihm auch angeboten, sich von einem Hubschrauber aus abseilen zu lassen. Dazu Kunkel: „Ich habe zwar Gottvertrauen, bin aber nicht wahnsinnig!“ Zum emotionalen Festgottesdienst am Sonntag waren viele Gemeindemitglieder, Bekannte und Weggefährten in die Auferstehungskirche am Kurpark gekommen.
„Das Fest des Glaubens“ das Lars Kunkel an unzähligen Sonntagen mit der Altstadtgemeinde gefeiert hat, kam in diesem Abschiedsgottesdienst an vielen Stellen zum Ausdruck. So sangen Peter Michael Voss, Karl Sander, Regine Köster, Petra Heuer, Ina Rohleder und Claudia Hensler aus der Kantorei von der Empore unter anderem den Kirchentags-Song „Eingeladen zum Fest des Glaubens“. Unterstützt wurden sie von Kreiskantor József Opicz und seinem Vorgänger Harald Sieger, der mittlerweile Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche von Westfalen ist und viele Jahre in der Auferstehungskirche gemeinsam mit Lars Kunkel gewirkt hatte. Auch der Oeynhauser Meik Hummert war mit seiner Posaune auf der Empore dabei und spielte zur Verabschiedung des Pfarrers.
Seit 2003 ist Lars Kunkel Pfarrer in der Kirchengemeinde Bad Oeynhausen Altstadt, nun wird er die Kurstadt nach 18 Jahren verlassen. Kunkel wird als Seelsorger und Dozent für Ethik bei der Bundespolizeidirektion in Koblenz arbeiten. „Diese neue Herausforderung reizt mich und knüpft an meinen Funktionsdienst in der Krankenhausseelsorge im Klinikum Minden an“, freut sich Kunkel.
Allerdings fällt ihm der Abschied von der Altstadtgemeinde nicht leicht: „Ich mag Bad Oeynhausen und habe die Menschen und die Gemeinde in mein Herz geschlossen. Ich fühle mich hier wohl und lebe und arbeite gerne in der Kurstadt. Aber die neue Aufgabe in Koblenz ermöglicht mir noch einmal eine neuen Blick auf Bedeutung und Kommunikation des Glaubens in der Welt: Ich möchte Kirche in der Mitte der Gesellschaft gestalten und mit Menschen in Kontakt kommen, denen die Kirche eher fremd geworden ist. Dies war auch immer ein Schwerpunkt meiner Arbeit in der offenen Auferstehungskirche. Die Herausforderung bei der Bundespolizei ist für mich ethisch und politisch spannend“, erzählt Kunkel. Zu keinem Zeitpunkt habe er die Gemeinde als solche verlassen wollen, vielmehr reize ihn die Herausforderung nach 18 Jahren Gemeindearbeit. „In eine andere Gemeinde zu wechseln, kam für mich niemals in Frage“, so Kunkel.
Es vereint sie vieles: Beide sind am 1. August 2020 in ihre neue Aufgabe gestartet, als Leiterinnen der Kitas Altstadtspatzen und Altstadtmäuse. Gemeinsam sammeln sie Erfahrungen im großen Feld von Vielfalt, Toleranz und Empathie – besonders zur herausfordernden Corona-Zeit. Und zusammen bilden sie das große Familienzentrum Bad Oeynhausen-Altstadt, das Platz für knapp 150 Kinder bietet.
Doch zwischen Britta Weber von den „Mäusen“ und Nadine Hansing von den „Spatzen“ gibt es auch deutliche Unterschiede. Allem voran ihr Alter: Fast zwanzig Jahre liegen zwischen der berufserfahrenen Britta Weber (48) und Nadine Hansing (29), der jüngsten Kita-Leitung in der Kurstadt. „Aber wir verstehen uns super und sind sehr froh, dass wir gemeinsam im gleichen Familienzentrum arbeiten“, sind sie sich einig. Auch der Weg in die jetzige Aufgabe verlief für beide unterschiedlich. Nadine Hansing hat schon in einem Schulpraktikum als Erzieherin gemerkt, dass „dieser Beruf mal meine Berufung sein würde“, wie sie sagt. Nach mehreren Jahren Praxis und ihrem Fernstudium „Frühpädagogik in Leitung und Management“ fand die frisch verheiratete Rintelnerin über eine Anzeige den Platz, den sie noch keinen Tag bereut hat, wie sie betont. Britta Webers Herz schlug dagegen zunächst für die Schulkinder: Als Grundschullehrerin und spätere Integrationskraft kam sie über eine Gruppenleiter-Position in der Kita schließlich in die kommissarische Leitungsfunktion. Das lief so gut, dass sie prompt zur Leitung befördert wurde. Doch Britta Weber hatte zunächst Zweifel: „Ich dachte, wenn ich überwiegend im Büro sitze, verliere ich den Kontakt zu den Kindern.“ Das habe sich aber nicht bestätigt. „Ich liebe die Kleinen aus ganzem Herzen. Sie sind so frisch, so ehrlich. Und jeder Tag, den ich mit ihnen verbringen darf, macht mich glücklich“, schwärmt Britta Weber. Zustimmung von Nadine Hansing: „Es macht uns auch sehr stolz, dass wir diesen kleinen Persönlichkeiten so viel mitgeben dürfen auf ihrem Lebensweg“.